03 Juli, 2020
Es gibt ganz viele verschiedene Präparate, die zwischen 2 und 50 € kosten. Woher soll man dann wissen, ob das teuerste auch wirklich das Beste ist? Warum sollte ich Folsäure nehmen? Schon Studien von 1981 konnten unter allen Vitaminen herausfinden, dass ein Mangel an Folsäure (Vitamin B9) mit einem höheren Risiko für Neuralrohrdefekte (z.B. ein offener Rücken, auch Spina bifida genannt) einhergeht. Nahm die Frau allerdings zusätzlich Folsäure ein, wurden weniger Kinder mit diesem Defekt geboren. Wann sollte ich Folsäure einnehmen und wie viel? Da ein Neuralrohrdefekt beim Embryo schon am 22.-28. Tag entsteht (dann ist man rechnerisch in der 6. Schwangerschaftswoche), sollte man am Besten mit Folsäuretabletten beginnen, BEVOR man schwanger wird. Empfohlen wird 2-3 Monate bevor man schwanger werden möchte 400 µg Folsäure täglich einzunehmen. Dann ist zum Zeitpunkt der Befruchtung und Einnistung schon genug Folsäure vorhanden. Hat man den positiven Test schon in der Hand und hat noch keine Folsäure genommen, sollte man zu diesem Zeitpunkt (4.-5. SSW) zu einem Präparat greifen, dass 800 µg Folsäure enthält, um den Spiegel im Blut so schnell wie möglich zu erhöhen. Eine Einnahme nach der 6. SSW bringt also für den Neuralrohrdefekt nichts mehr. Allerdings... Wie viel Folsäure sollte man am Tag zu sich nehmen und wie viel ist in der Nahrung? Ein Erwachsener sollte 300 µg Folsäure am Tag aufnehmen, eine Schwangere 550 µg und eine Stillende 450 µg. Untersuchung ergaben, dass der Durchschnittsmensch nur ca. 150-250 µg Folsäure täglich zu sich nimmt [Ernährungsbericht 2000]. In Deutschland werden Nahrungsmittel (z. B. Brot) nicht generell mit Folsäure angereichert, wie z. B. in den USA. Aber einige wenige Produkte enthalten auch hier schon extra Folsäure. Da viele Frauen erst erfahren, dass sie schwanger sind, nachdem die kritische Zeit schon vorbei ist, wird immer wieder gefordert, dass auch in Deutschland Nahrungsmittel mit Folsäure angereichert werden sollen. Kann ich genügend Folsäure über die Nahrung aufnehmen? Nimmt man ein Präparat ein, entspricht 400µg Folsäure auch eins zu eins dem, was die Empfehlung ist. Nimmt man Folsäure in der Nahrung zu sich (z. B. 100g Kichererbsen, die 350 µg Folsäure enthalten), entspricht das nur einem Äquivalent von 0,5 (also 175 µg Folsäure), da Folsäure licht- und hitzeempfindlich ist und somit beim Kochen und bei der Lagerung kaputt geht. Theoretisch also ja. Wenn man viel grünes Blattgemüse, Brot (Hefe) und Erbsen oder Kichererbsen isst, könnte man die empfohlene Menge schaffen. Allerdings entspricht z. B. 300g Kichererbsen TÄGLICH der empfohlenen Menge für eine Schwangere. Das könnte schwierig werden. Kann ich zu viel Folsäure zu mir nehmen und was passiert dann? Bei 400 µg und 800 µg Präparaten zusätzlich zur Nahrung gibt es keine Überdosierung. Folsäure ist wasserlöslich und kann über die Nieren und den Urin ausgeschieden werden. Außerdem kann bei hoher Folsäurezufuhr ein Vitamin B12 Mangel durch den Arzt bei der Blutabnahme übersehen werden (man nennt das auch „Maskierung des Vitamin B12 mangels, da man keine megaloblastäre Anämie mehr sieht). Deshalb sind die meisten Folsäurepräparate auch mit ein bisschen Vitamin B12 versehen. Es gibt allerdings Präparate, die mit 5mg (=5000 µg) dosiert sind und für spezielle Krankheitsbilder gedacht sind. Damit kann man schon eine Überdosierung hervorrufen, die sich mit Übelkeit, Schwindel und anderen Symptomen zeigen könnte.